Embryo – Eine einzigartige, faszinierende Musikwelt

Das Münchener Musikerkollektiv Embryo war und bleibt einzigartig. Es lebt seit 1969 Kraut, Jazz, Weltmusik und Rock. Und die Band um Marja Burchard wird immer lebendiger. Keine andere Band der Welt ist über all die Jahrzehnte so viele Buskilometer für Musik und Völkerverständigung gefahren. Hunderte von Musikern, Tausende Freundschaften und unzählbar viele Netzwerke sind so weltweit entstanden. Und entwickeln sich von Generation zu Generation weiter.

Nichts ist dabei von gestern. Alles ist im Fluss. Und Musik kann zu einer großartigen Lebenserzählung werden. Bei der Weltband Embryo ist das so. Jeder Takt, jede Sekunde ihrer Musik spinnt Geschichte und Geschichten, lässt Kulturen der Gegenwart miteinander verschmelzen, die im Alltag so fern voneinander zu sein scheinen. Hörst du eine Platte oder CD von ihnen, gehst du auf ein Embryo-Konzert, umarmen dich Freiheit, Reichtum und Vielfalt des Lebens und du denkst: „Mensch! Du bist in einer anderen Welt. Einer Welt, die guttut und dich von den Lästigkeiten des Alltags befreit.“

Immer auf dem Weg zu neuen Klangorten

Hinter der Band stehen seit nun fünfzig Jahren Künstler, die weit gekommen sind. Afghanistan, Indien, Nigeria, Marokko, Ägypten, Japan und…und…und… Eine bewegte Vergangenheit liegt hinter ihnen, eine bewegende Gegenwart lebt in ihnen. Manche nennen es kreative Rastlosigkeit, die sie wie eine Musikkarawane von Ort zu Ort ziehen lässt. Nicht nur die Orte wechseln ständig, auch die Musiker, die auf ihren Weg warten, dann mit ihnen ziehen, um zu den nächsten Raststätten zu gelangen. Wenngleich er es vielleicht nicht gerne gelesen oder gehört hätte – es gab einen prägenden Kopf der Band – Christian Burchard, und Christian war als Mitbegründer der Band von Beginn an dabei. Seine Frau Eva Pluwatsch-Burchard hat 1969 den klangvollen Namen der Band ins Leben gerufen. Ihre gemeinsame Tochter Marja ist nun zum Herz der Band geworden.

Christian Burchard (links) in Marokko (Bild:Embryo)

Es tut sehr weh, dass Christian Burchard am 17. Januar 2018 verstorben ist. Die persönlichen Begegnungen und Gespräche mit ihm, so kurios sie manchmal waren, haben mich wirklich geprägt. Er hat dabei selten viel vor Konzerten gesprochen. Nur einmal, als ich ihn jenseits der Bühne rein zufällig in Warendorf in einem Café traf, da sprudelte es aus ihm, und das, was er damals erzählte, habe ich in Notizen festgehalten. Die Notizen von damals habe ich glücklicherweise vor einem Jahr zufällig wiedergefunden, und wie ich sie wiedergefunden habe und vor allem, was er damals 1994 von sich gegeben hat, war wirklich äußerst interessant. Ich vermisse ihn sehr, und das mag absurd wirken, wo ich ihn doch nur wenige Male im Leben persönlich gesprochen habe. Manchmal aber lösen eben kleine Steine des Anstoßes große Lawinen aus. Das ist mir passiert. Und genau das passiert mir und vielen eben immer auch bei Embryos Live-Konzerten. Wie viele Leute vor Beginn eines Embryo-Konzertes immer davon gesprochen haben, dass Jazz nicht ihre Richtung sei, ihnen Weltmusik nicht gefalle, sie nur Krautrock schätzen…und wie viele nach den Konzerten von Embryo „genrebelastete Geschmacksrichtungen“, die auch durch Schubladenjournalimus entstehen, vergessen haben und einfach nur begeistert vom Gehörten waren – alles das lässt sich nicht zählen, aber es waren und sind sehr viele, und es werden in Zukunft noch mehr, weil die Band einfach lebt und immer wieder großartige Musiker vereinigt. Man muss eigentlich nur wenige Dinge beherzigen, um die Seele der Band zu verstehen: Man muss sich die Ohren waschen, zum Konzert fahren oder sie selbst einladen!

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